Der Bunte Spitz

Der Bunte Spitz

Eine alte Farbvielfalt

Der andersfarbige Großspitz

Ein steiniger Weg zurück zur alten Farbvielfalt

andersfarbiger Großspitz in creme-sableDer Deutsche Großspitz, eine der ältesten Hunderassen Deutschlands, steht vor einer großen Herausforderung: Laut dem aktuellen Standard des Vereins für Deutsche Spitze (VDH) sind nur die Farben Schwarz, Braun und Weiß zugelassen. Historisch jedoch existierte eine vielfältige Farbpalette. Bis in die 1950er-Jahre umfasste der Standard des Großspitzes Farben wie Orange, Graugewolkt und unter "andersfarbig" wurden Töne wie Creme, Black and Tan sowie Schecken zusammengefasst. Leider reduzierte die künstliche Eingränzung der Farben beim Großspitz nicht nur die visuelle Vielfalt, sondern auch den Genpool der Rasse massiv.

Die Problematik der Farbreinzucht
Seit 1958 fokussiert sich die Zuchtpraxis der Großspitze im VDH auf eine strikte Farbreinzucht. Dies hat in den letzten Jahrzehnten zu einem drastischen Rückgang der genetischen Vielfalt geführt. So lag die effektive Zuchtpopulation in den Jahren 2013-2016 beim Schwarzen Großspitz in Deutschland bei nur 18 Tieren, die zudem alle eng miteinander verwandt waren. Auch beim weißen Großspitz war die Situation kaum besser. Nicht ohne Grund steht der Großspitz seit Jahren auf der Roten Liste der GEH.

andersfarbiger Großspitz in wildfarben


Eine kleine Zuchtbasis führt zwangsläufig zu höheren Inzuchtwerten, die das Risiko für genetische Defekte und Gesundheitsprobleme erhöhen. Trotz massiver Inzuchtproblematik hielt der VDH zugehörige Verein für Deutsche Spitze an seine strenge Farbtrennung fest. Erst nach jahrelangen, massiven druck engagierter Züchter, wurde im Jahr 2014 die strikte Farbtrennung aufgehoben. Nach jahrzehntelanger Farbreinzucht konnte endlich wieder ein Austausch der immer mehr auseinanderlaufenden Genpools von weißen und schwarzen Großspitzen stattfinden, und schwarze und weiße Großspitze konnten gekreuzt werden. Dies sorgte für eine spontane Entschärfung der Situation, während schwarz-schwarze Verpaarungen in dieser Zeit im Druchschnitt einen Inzuchtkoeffizienten von über durchschnittlich 21 % aufweisen, lag der durchschnittliche IK bei Farbübergreifenden Verpaarungen bei unter 1 %​.


Der Kampf um die Farböffnung
Seit vielen Jahren setzen sich Züchter für eine Öffnung des Farbstandards ein, um die Vielfalt der Großspitze wiederherzustellen und den Genpool zu erweitern. Der Vergleich mit den kleineren Vertretern der Spitzfamilie, wie Mittel- und Kleinspitz, zeigt, dass dort ein breiteres Farbspektrum erlaubt ist. Es ist unverständlich, warum dies beim Großspitz nicht ebenfalls möglich sein soll, obwohl historisch andersfarbige Tiere zur Zuchtbasis gehörten.

Die strikte Ablehnung durch den VDH und den Verein für Deutsche Spitze hat viele engagierte Züchter jedoch in eine Sackgasse geführt. Einige sind daher in die organisierte Vereinszucht außerhalb des VDH gewechselt. So finden sich außerhalb der VDH Zucht mittlerweile eine größere Anzahl Großspitzen sowohl in den Altfarben Schwarz, Braun, Weiß, als auch eine bunte Vielfalt an traditionellen und selteneren Farben. Diese Züchter haben erkannt, dass die genetische Vielfalt und die Erhaltung der Rasse Vorrang vor einer starren Farbpolitik haben sollten und sind nicht bereit, sich einem Verband anzuschließen, der Farbe vor Gesundhiet stellt und andersfarbige Spitze als Fehlfarben abwertet.

Großspitz gescheckt - andersfarbigWarum Vielfalt in der Zucht notwendig ist
In Zeiten, in denen der Großspitz auf der roten Liste der bedrohten Haustierrassen steht, ist es wichtiger denn je, den Erhalt der Rasse in den Vordergrund zu stellen. Ein gesunder Genpool ist essenziell, um die Vitalität, Gesundheit und Wesensfestigkeit der Tiere zu sichern. Hierfür sind andersfarbige Großspitze nicht nur eine ästhetische Bereicherung, sondern ein notwendiger Schritt, um die genetische Basis zu erweitern und die Zukunft der Rasse zu sichern.

Die bisherigen Anstrengungen, Anträge zur Erweiterung des Standards im VDH einzubringen, wurden stets blockiert. Dies ist umso bedauerlicher, da andere FCI-Verbände längst offen für eine größere Vielfalt sind und darauf warten, dass das standardgebende Land Deutschland ebenfalls diesen Weg geht.

Die Zukunft des Großspitzes – Wege aus der Sackgasse
Es braucht dringend einen Paradigmenwechsel in der Zuchtpolitik des Großspitzes. Die Öffnung des Standards hin zu mehr Farben würde nicht nur zur genetischen Gesundheit der Rasse beitragen, sondern auch die historische Vielfalt wiederherstellen, die den Großspitz über Jahrhunderte auszeichnete. Der Erhalt der Rasse sollte an erster Stelle stehen, nicht die Frage nach der Farbe des Fells.

Engagierte Züchter im In- und Ausland sind bereit, neue Wege zu gehen und die Rasse zu retten. Es bleibt zu hoffen, dass der Verein für Deutsche Spitze und der VDH diese Bemühungen künftig unterstützen und den Standard entsprechend anpassen. Nur so kann der Großspitz, in all seiner Vielfalt, auch für zukünftige Generationen erhalten bleiben.