Die ersten Zuchtvereine für Deutsche Spitze
Der erste Verein, der sich um die Zucht der Spitze bemühte, war der im Jahr 1891 gegründete Verein zur Züchtung deutscher Schäferhunde und Spitze namens Phylax, mit Sitz in Berlin, auch bekannt als die Phylax-Gesellschaft. "Phylax", was in der antiken griechischen Sprache "Wächter" oder "Beschützer" bedeutet, spiegelte das ursprüngliche Anliegen des Vereins wider, nämlich die Verbesserung der Rassen als Arbeits- bzw. Hütehunde. Die Spitze, die damals zu den Hütehunden gezählt wurden, wurden von Oskar Wirth aus Eulau betreut, der sowohl Spitze als auch Schäferhunde züchtete. Die Spitze spielten in der Phylax-Gesellschaft allerdings eher eine untergeordnete Rolle. Anhaltende Streitigkeiten unter den Mitglieder darüber, ob die Hunde nur für optimale Arbeitstauglichkeit gezüchtet werden sollten oder ob das Aussehen ebenfalls eine wichtige Rolle spielt, führten schließlich dazu, dass sich die Gesellschaft bereits im Jahr 1894 wieder auflöste.
Nach dem gescheiterten Versuch von Oskar Wirth, die Spitzzucht in einem Verein zu organisieren, unternahm Charles Kammerer aus Wien einen weiteren Versuch und veröffentlichte im April 1899 einen Aufruf zur Gründung eines Zuchtvereins für Spitze in der Zeitung "Hundesport und Jagd". Wie wir heute wissen, war dieser Aufruf erfolgreich, und so gründete sich im Oktober 1899 der Verein für Deutsche Spitze e. V., der sich sowohl der Zucht der großen Spitze als auch der Zucht der Zwerg- bzw. Kleinspitze gleichermaßen annahm. Im Jahr 1910 wurde der Verein in das Kartell der Stammbuchführenden Spezial-Clubs (Vorgängerorganisation des heutigen VDH) aufgenommen. Bis heute ist der Verein für Deutsche Spitze der bedeutendste Zuchtverein für Deutsche Spitze aller Varietäten und wurde standardführender Verein innerhalb der FCI.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahm die Bedeutung der Rassehundezucht deutlich zu, und es entstanden immer mehr Rassehundezuchtvereine. Einer der Hauptgründe für den Aufstieg der Rassehundezucht war die verstärkte Nachfrage nach spezifischen Hunderassen für verschiedene Zwecke. Mit dem Aufkommen der industriellen Revolution und dem Wandel hin zu städtischen Lebensstilen begannen Menschen, Hunde nicht nur als Arbeits- oder Hütehunde zu nutzen, sondern auch als Begleiter und Statussymbole. Dies führte zu einer steigenden Nachfrage nach Hunden mit bestimmten Eigenschaften, sei es als Familienhund, Jagdhund, Wachhund oder für andere spezifische Aufgaben.
Um diesen Prozess zu unterstützen und zu organisieren, entstanden immer mehr Rassehundezuchtvereine, die sich auf bestimmte Rassen spezialisiert hatten. Diese Vereine dienten als Plattformen für Züchter, um Wissen auszutauschen, Standards festzulegen, Stammbäume zu dokumentieren und Ausstellungen zu organisieren. Bis 1910 gründeten sich somit mindestens sechs weitere Vereine, die sich der Zucht von Spitzen verschrieben hatten, diese waren:
Zwerghund-Klub e. V. mit Sitz Berlin.
Gegründet im Jahr 1902 und ebenfalls dem Kartell angeschlossen, wurde dem Zwerghund-Klub im Jahr 1920 die Eintragung der Zwergspitze ins Zwerghunde-Stammbuch durch das Kartell abgesprochen und dem Verein für Deutsche Spitze zugesprochen. Im Jahr 1929 wechselte der Zwerghunde-Klub aus dem Kartell in die Delegierten Commission, in dessen Folge er wieder Zwergspitze betreuen konnte und diese im Deutschen Hunde-Stamm-Buch eingetragen wurden.
Vereinigung für Züchter und Liebhaber Deutscher Spitze mit Sitz Frankfurt a.M.
Erster Mannheimer Zwergspitz- und Schosshund-Klub
Deutscher Spitzer-Club mit Sitz Frankfurt.
Der 1903 gegründete Verein ging nach sieben jährigen Bestehen zum 01.01.1911 als Ortsgruppe Frankfurt a. M. in den Verein für Deutsche Spitze über.
Schosshund-Club Ludwigshafen a. Rhein
I. Württembergische Schosshund-Klub Stuttgart e. V.
Die Wirren des Ersten Weltkriegs, die politischen Umbrüche der Zeit und die finanzielle Not führte dazu, dass viele kleine Rassehundezuchtvereine verloren gingen oder sich spätestens im Zuge der Gleichschaltung der Rassehundezuchtvereine durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933, auflösen mussten. Im neu gegründeten Reichsverbandes für das Deutsche Hundewesen (RDH) im Jahr 1933 als "Einheitsorganisation" blieb somit nur der Verein für Deutsche Spitze bestehen.